Es wäre großer Fortschritt, wenn unter „Technologieoffenheit“ auch verstanden würde, existierende Technologien, mit denen sich Probleme lösen lassen, zu forcieren – vom Fahrrad für klimaneutrale urbane Mobilität über Tempolimitierung via Gaspedal beim Auto bis zu erneuerbaren Energietechniken. Stattdessen wird mit „Technologieoffenheit“ aber die reine Hoffnung auf noch nicht einsatzreife Verfahren instrumentalisiert, um alten Businessmodellen Zeit zu verschaffen – das Gegenteil von Innovation.
Die Frage ist ja: wie lassen sich Technologiefolgen ideologiefrei abschätzen, bevor man die Technologie breit einführt?
Wir haben ja ein paar Beispiele, bei denen das gut gewesen wäre:
- verbleites Benzin
- fckw
- Asbest
- Atomkraft (ok, das ist noch ideologisch belegt)
Eine gewisse Skepsis neuen Technologien gegenüber ist nicht immer nur falsch, darf aber auch nicht Selbstzweck sein.
oder auch die Offenheit sich mal einzugestehen, dass manche Technologien in manchen Settings (zB privater MIV in Innenstädten unabhängig von der Energiequelle) einfach das Leben der Menschen insgesamt schlechter machen und wir das Konzept nach 100 Jahren mal über Bord werfen können. Das wäre ergebnisoffene Technologieoffenheit. Sowas scheint allerdings von Konservativen mit Denkverbot belegt zu sein.
Ursprünglich kommt das Konzept glaube ich im Klimakontext aus der Logik des Handels mit (immer weniger) CO2-Zertifikaten. Statt Mikromanagement und Überregulierung zu betreiben, verknappt der Staat einfach die erlaubte Menge, die ausgestoßen werden kann und das führt dazu, dass zuerst “technologieoffen” die CO2-Reduktionen mit den niedrigsten Vermeidungskosten realisiert werden statt teurer politischer Spezialwünsche. So weit, so sinnvoll…